Bildung im Vorübergehen:

Von-Einbeck-Straße

Zusatzschild-Text:
Steinmetz und Bildhauer, Baumeister der Moritzkirche Halle
Spender:
gespendet von David Lamorski
Status:
realisiert am 18.01.2023

Conrad von Einbeck (1360-­1428)

Der Baumeister, Steinmetz und Bildhauer Conrad von Einbeck gilt als der wichtigste Baumeister der von 1388 – 1511 erbauten, spätgotischen Kirche St. Moritz in Halle, als leitender Kopf der Erweiterung und Umgestaltung des an dieser Stelle bestehenden romanischen Vorgängerbaus.
Die biographischen Informationen über Conrad von Einbeck sind sehr spärlich. Er wird nur in drei Urkunden und in sechs Inschriften in der Moritzkirche erwähnt. Die biographischen Angaben zu seinem Leben und Wirken haben sich daher auf kunsthistorische Herleitungen und Vergleiche stützen müssen. Die nachfolgenden Lebensdaten beruhen auf den Ausführungen von Ilas Bartusch und auf dem relativ ausführlichen Lebenslauf auf der Internetseite der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands, wobei nicht klar ist, woher Geburts- und Sterbejahr stammen. Der Eintrag in einem im Jahr 1777 veröffentlichten Auszug aus dem Nekrolog des Moritzklosters ist keinem Jahr zugeordnet.

Conrad wurde demnach 1360 im niedersächsischen Einbeck geboren. Sein Geburtsort ist auf einer der beiden Inschriften an einem Chorpfeiler der halleschen Moritzkirche vermerkt, wo es heißt: „Conradus de Einbeke natus“.
Die Kunst des Steinmetzes hat er offenbar am Prager Veitsdom bei Peter Parler gelernt. Diese Annahme fußt auf verschiedenen Indizien. Das hauptsächliche Indiz liegt in einer der von ihm erschaffenen Skulpturen in der Moritzkirche: Die Darstellung des Kaisers Maximian, auf dem der Schellenmoritz als siegreicher Herrscher über den Unglauben thront, ähnelt dem Kopf von Ottokar I. Přemysl an dessen Grabmal im Prager Dom, das 1377 von Peter Parler geschaffen wurde. Auch die Ausführung der Wände der Moritzkirche mit ihren wandauflösenden Fensterflächen, bei denen im Chor und auf der Nordseite der Kirche kein Maßwerk dem anderen gleicht, wie in Prag auch, verweisen auf eine bauliche Verwandtschaft der Architektur mit der in Prag. Für das Jahr 1378 ist in den Wochenrechnungen der Prager Dombauhütte in der Aufschlüsselung für die „hutta lapicides“ ein „Cunrat“ zweimal erwähnt. Ob es sich dabei tatsächlich um den in Halle wirkenden Conrad von Einbeck handelt, ist bisher nicht nachgewiesen.

Im Nekrolog des halleschen Moritzklosters wird Conrad von Einbeck als „Magister Lapicidarum“ (Meister der Steinmetze) erwähnt, der im Jahr 1382 die Fundamente zum Bau der neuen Kirche gelegt hatte. (1)  Die Jahreszahl ist vielleicht ein Schreibfehler, da in den beiden Pfeilerinschriften am Chor der Moritzkirche das Jahr 1388 als Baubeginn angegeben ist. In der ausführlicheren der beiden Inschriften an den Chorpfeilern heißt es:

„Im Jahre 1388 nach (Christi Geburt), als die Kirche mit dem Lied Misericordias Ostern besang, damals ist in den untersten Tiefen der Grundstein zum Chor gefertigt worden. Dies ist von Propst Paulus feierlich vollzogen worden. Jetzt wird durch die Mittel vieler Rechtschaffener (oder: Begüterter) in Frömmigkeit gebaut. Hier ist Hamer Frůnt zu sehen, der seine Spenden dazu gab. Die Verwalter des Baus sind seine Förderer Peter von Mordal und Conrad, geboren in Einbeck. Sie gewähren dem Werk Plan, Mittel und Gunst. Dies lassen sie ihm durch gemeinsame Worte oder Taten angedeihen. O Gott gib, daß diese länger auf Erden gesund leben, und gewähre diesen ein gutes Ende: Diese Gabe bedeutet mehr als alles. Danach mögest du ihnen auch im Himmel ihren Lohn geben.“ (2)

Als einer der beiden „rectores structurae“ war Conrad von Einbeck zum einen Bauleiter und zum andern Verwalter der offenbar reichhaltigen Stiftung zum Kirchenbau des Hamer Frunt. Nur Frunt wird an dieser exponierten Stelle mit seinem Namen erwähnt.
Conrad von Einbeck war Mitbesitzer einer Salzsiedepfanne, also Pfänner, und hat Gewinne aus dem Salzsieden geschöpft. Eine Urkunde aus dem Jahr 1397 bezeugt, dass sich Conrad von Einbeck die Pacht eines Salzsiedekothes mit Johannes von Berndorf teilte. (3) Die in den bis an den Moritzkirchhof ausgedehnten Salzsiedehütten arbeitenden Halloren hat er in seinen Skulpturen verewigt, wie in der Schmerzensmutter oder im Schmerzensmann – deren aus dem Leben gegriffene Physiognomie wohl die Menschen der Umgebung der Moritzkirche wiedergibt.

Die Skulpturen in der Moritzkirche sind zum großen Teil mit dem Namen des Bildhauers versehen. Am Schellenmoritz lautet eine der Inschriften: „Anno · domini · M° · cccc° · xi° · conradus · de Einbeke · me · perfecit · in   vigi(li)a · s(an)c(t)i · mathei” - Im Jahr des Herrn 1411 hat mich Conrad von Einbeck am Abend (vor dem Festtag) des hl. Matthäus vollendet. Diese Darstellung zeigt Mauritius nicht als Schwarzen, sondern als weißen Mann mit schwarzer wehender Mähne. Er ist gekleidet im höfischen Gewand der Zeit um 1400 mit dem Schellengürtel als Symbol für den wohlhabenden Adel. Zu Conrads Werken gehört auch der Christus an der Geißelsäule, welches ihn mit der Mystik der Zeit im Kloster Helfta verbindet und in dessen Inschrift  der Bildhauer wiefolgt genannt wird: „m° · cccc° · xix° · // [- - -] Conradus · de Einbeke · me · perfecit · [- - -]“ - 1419 (...) Conrad von Einbeck hat mich vollendet (...).
Auch das kleine Andachtsbild, das jetzt im Chor der Kirche hängt, ist mit Conrads Signatur versehen. Es zeigt die Heiligen Drei Könige, die dem Jesuskind ihre Geschenke darbringen. Im Hintergrund stehen drei Männer mit Standarten, die mit ihren Bildern die damals bekannten drei Kontinente zeigen – Afrika, Asien, Europa.

Umstritten ist die im nördlichen Seitenschiff befindliche Büste eines Mannes, die seit dem 18. Jahrhundert als Selbstporträt des Künstlers gedeutet und damit auch in die Tradition der Triforiumsbüsten in Prag gestellt wurde. Mit dieser Deutung als früheste Darstellung eines Baumeisters in Mitteldeutschland wurde das Selbstverständnis und Selbstbewusstsein Conrad von Einbecks als Künstler hervorgehoben. Diese Theorie wird bestritten. Die Büste kann auch den Stifter Hamer Frunt darstellen oder einen anderen Stifter, der für den Bau der Kirche Geld gestiftet hat. Der ursprüngliche Anbringungsort aller Von-Einbeckschen Skulpturen der Moritzkirche ist nicht geklärt.

Im halleschen Schöffenbuch von 1415 wird Conrad von Einbeck als Baumeister zu St. Moritz genannt. Darin erhält „Conraden von Eymbeke, buwemestere zu sente Moritze“ von einem Claus von Stüden die von dessen Vater ererbten Rechtsansprüche auf das Geld aus dem verkauften Eigentum einer Frau Held. Der Inhalt des Eigentums wird nicht genannt.
Gestorben ist Conrad von Einbeck laut Eintrag im Nekrolog am 6. April, möglicherweise im Jahr 1428.

Der 1934 so genannte Fliederweg in der Frohen Zukunft in Halle erhielt 1945 den Namen Conrad von Einbecks.

Quellen:
Ilas Bartusch, Die Inschriften um Conrad von Einbeck in der Moritzkirche zu Halle, in: Sachsen und Anhalt. Jahrbuch der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt, Bd. 21 (1998), S. 81–127.
Franz Jäger: Inschriften der Stadt Halle, 2012 (DI 85, Halle/Saale: www.inschriften.net/halle-an-der-saale/einleitung.html)
Wulf Schadendorf, Conrad von Einbek. Die Architektur und Plastik von St. Moritz in Halle an der Saale, Diss. phil., Göttingen 1953.
Persönlichkeiten der halleschen Geschichte. Conrad von Einbeck (1360-1428) www.kirche-in-halle.de/geschichtliches/persoenlichkeiten/conrad-von-einbeck-1360-1428/
Hallesches Schöffenbuch
Urkundenbuch der Stadt Halle
Auszug Nekrolog, Subsidia Diplomatica Ad Selecta Juris Eccles… Hg. v. St. A. Würdtwein, 1777, S. 407-412.
Stadtarchiv Halle Familienarchiv, von Einbeck, Conrad, Artikelnachweise und Fotoarchiv
Gerstenberg, Kurt, Conrad von Einbeck, Der Rote Turm, Band 3, Halle-Saale 1929.

Fußnoten:
1  „April / VI. Idus   Conradi de Eynbeke Magistri Lapicidarum, qui fundamenta posuit novae nostrae Ecclesiae anno MCCCCLXXXXII”, Auszug Nekrolog, Hg. v. St.A. Würdtwein, 1777.
2 “[Mille trecent] · anno · post · octuagesies · octo ·Dum · canit · ecclesia · misericor · carmine · pascha ·Tunc · lapis · / [est · pri]mis · ad chorum · factus · in ymis ·Hoc · per prepositum · paulum · fuit · iniciatum ·Nunc · ope · multorum · / struitur · pietate · bonorum ·Hamer · frunt · patet · hic · sua · munera · qui · dedit · illic · Cuius · rectores · structure · sunt · / amatores ·De mordal · petrus · conradus · in Einbeke · natus ·Consilium · uel · opem · qui · dant · ad opus · q(ue) fa/[uor]em ·Dictis · uel · factis · faciunt · quid · ad hoc · simul · actis ·Longius · o · deus · hos · terris · da · viuere · sa/[nos] ·Hys · finem · q(ue) · bonum · valet · id · super · omnia · donum ·Post · hec · in celis · et · eis · dare · premia · velis ·”, DI 85, Halle/Saale, Nr. 13 (Franz Jäger).
3 Urkundenbuch der Stadt Halle III, Bd. 2, S. 541 ff. Nr. 1445.

 

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