Bildung im Vorübergehen:

Heinrich-Damerow-Straße

Zusatzschild-Text:
Psychiater, Gründer und erster Direktor der Provinzial-Irren-Anstalt Halle-Nietleben
Spender:
gespendet von TGZ Halle Technologie und Gründerzentrum Halle GmbH, Vorsitzender Herr Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Lukas
Status:
realisiert am 26.11.2009

Heinrich Philipp August Damerow (1798-1866)

Heinrich Damerow wurde als Sohn eines Geistlichen am 28. Dezember 1798 in Stettin geboren und wuchs bei seiner Mutter (der Vater verstarb bereits in den frühen Kinderjahren Heinrich Damerows) im so genannten Predigerwitwenhaus des Stettiner Johannisklosters auf. Schon damals scheint Damerow frühe Anregungen für seine spätere Berufswahl erhalten zu haben, waren doch in den Räumlichkeiten des Johannisklosters auch „Schwachsinnige“ und „Irre“ – wie es im damaligen Sprachgebrauch hieß – untergebracht.

Damerow studierte Medizin in Berlin. Er wurde dort auch promoviert und habilitierte sich. Vorlesungen in Psychiatrie hörte er bei Ernst Horn, einem Schüler Reils, wie auch bei Schleiermacher in Psychologie und Didaktik sowie bei Hegel in Anthropologie, Psychologie und Philosophiegeschichte. In diese Zeit fielen auch Studienreisen in „Irrenhäuser“ in Frankreich und Deutschland. 1830 erhielt Damerow einen Ruf als außerordentlicher Professor an die Universität Greifswald. Seine Bemühungen um die Einrichtungen einer Irrenanstalt für Pommern schlugen jedoch fehl.

In den folgenden Jahren erwarb er sich durch Inspektionen der in Deutschland bestehenden Irrenanstalten umfangreiche Kenntnisse. 1832 kehrte er zurück nach Berlin und nahm eine Tätigkeit in der Medizinalabteilung des Kultusministeriums auf. Er wirkte zugleich im Kuratorium für Krankenhausangelegenheiten mit. In dieser Tätigkeit wurde ihm durch das preußische Kultusministerium der künftige Direktorenposten für die geplante Irrenanstalt für die Provinz Sachsen zugesichert.

1836 erfolgte die Berufung Damerows nach Halle mit gleichzeitiger Übernahme der ärztlichen Praxis des am 21. Juni 1816 gegründeten Königlichen Irreninstitutes. Zentrum seiner Tätigkeit wurde in dieser Zeit die Vorbereitung, Planung und Errichtung der Irren-, Heil- und Pflegeanstalt für die Provinz Sachsen (später: Provinzial-Irren-Anstalt Nietleben) in Halle-Nietleben auf dem Gelände der Weinbergwiesen im heutigen halleschen Stadtteil Heide-Süd. Mit ihrer Eröffnung im Jahre 1844 wurde Damerow ihr Direktor bis zu seinem Tode. Er starb am 22. September 1866 als letztes Opfer einer in dieser Anstalt ausgebrochenen Choleraepidemie. Spätere Untersuchungen zum Ausbruch dieser Epidemie ergaben als wahrscheinliche Ursache die Entnahme von Trinkwasser aus der nahe gelegenen Saale unterhalb des Einleitungsortes der Abwässer der Heilanstalt. Ein im wahrsten Sinne des Wortes tödlicher Kreislauf.

In der Psychiatrie bleibt Damerow vor allem als Gründer des Vorläufers der heutigen Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychologie und Nervenheilkunde (DGPPN), des Vereins Deutscher Irrenärzte, in Erinnerung. Seine Schrift “Pro Memoria an Deutschlands Irrenärzte“ aus dem Jahre 1841 gilt als sogenannte Gründungsurkunde der DGPPN. In gleicher Weise bleibt die von ihm ab dem Jahr 1844 herausgegebene „Allgemeine Zeitschrift für Psychiatrie“ mit seinem Wirken verbunden.

Sein Vermächtnis als Psychiater hat Damerow schon im Jahre 1846 formuliert, in dem sich nach seinen Worten in der Psychiatrie die Einheit von Leib, Seele und Geist verkörpert. Damerow wurde von seinem Biographen Hans Laehr (ein Sohn seines Schülers Heinrich Laehr) charakterlich gekennzeichnet: „Willensstärke, scharfe Beobachtungsgabe, Ordnungssinn, Pflichttreue und Hilfsbereitschaft vereinten sich mit einem heftigen Temperament, Empfindlichkeiten und Misstrauen zu einer „dämonischen“ Art, die den Umgang mit ihm schwierig machte.“ Auf der anderen Seite gibt es Schilderungen, die seine menschliche Wärme und Zuwendung zu den ihm anvertrauten Patienten in hohem Maße loben.

Quellen:

  • Eulner, Glatzel: Die Psychiatrie an der Universität Halle, Sonderdruck aus der Wissenschaftlichen Zeitschrift der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Jg. VII, 1957/58, Heft 2, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Reihe
  • Marneros, Pillmann: Das Wort Psychiatrie…wurde in Halle geboren, Schattauer Verlag 2005
  • Allgemeine Deutsche Biographie (ADB), Bd. 4, Leipzig, 1876
  • Neue Deutsche Biographie (NDB), Bd. 3, Berlin, 1957
  • Stadtarchiv Halle (Saale), Archivale Nr. 3616

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