Bildung im Vorübergehen:

Von-Seckendorff-Platz

Zusatzschild-Text:
Politiker, Staatstheoretiker und Historiker, Gründungskanzler der Universität Halle
Spender:
gespendet von Moritz Beleites und der Sparkassenbeteiligungsgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH.
Status:
realisiert am 28.05.2010

Veit Ludwig von Seckendorff (1626-1692)

Bedingt durch die Wirren des 30-jährigen Krieges verliefen Kindheit und Jugend Seckendorffs recht unruhig. Der Vater war Offizier eines gothaischen Regiments in schwedischen Diensten, so dass die Erziehung im Wesentlichen in den Händen der Mutter lag, die ihn früh in die lutherische Frömmigkeit einführte. Das Schicksal des Vaters verlief tragisch. Ihm wurden Übertrittsgedanken in die Reihen der katholischen Kaiserlichen nachgewiesen, derentwegen er im Jahre 1642 enthauptet wurde. Die Familie erhielt vom schwedischen Hofe eine geringe finanzielle Unterstützung.

Seckendorff besuchte zunächst Schulen in Mühlhausen, Erfurt und Coburg, bevor er 1640 als Stipendiat Herzogs Ernst I. von Sachsen-Gotha (genannt der „Fromme“) das Gymnasium illustre in Gotha absolvierte. Anschließend studierte er in Straßburg Philosophie, Jurisprudenz und Geschichte und wurde 1645 an den Hof in Gotha als Hofjunker und Aufseher über die im Aufbau befindliche herzogliche Bibliothek berufen. Ihm oblag die Erarbeitung einer Aufbauorganisation der Bibliothek und die wöchentliche Information des Herzogs, „das Nützliche und Interessanteste“ aus den Neuerwerbungen der Bibliothek vorzutragen. 1652 wurde er Hof- und Justitienrat, 1656 Geheimer Hof- und Kammerrat. Im Jahre 1664 wurde er als Kanzler an die Spitze der Gothaischen Verwaltung berufen und zeichnete für ein umfangreiches Reformwerk des Finanzwesens sowie auf kirchlichem und pädagogischem Gebiet verantwortlich. Diesem hohen Maße an administrativen Verpflichtungen entzog sich Seckendorff durch eine Berufung an den Hof von Sachsen-Zeitz als Kanzler und Oberkonsistorialpräsident im Jahre 1664. 1669 wurde er kursächsischer Geheimrat und 1676 Landschaftsdirektor von Sachsen-Gotha.

1681 legte er alle Ämter bis auf das des Landschaftsdirektors nieder, um sich auf seinem sächsischen Gut Meuselwitz seinen wissenschaftlich-schriftstellerischen Neigungen zu widmen. In diesen Jahren entstanden solch prägende Werke, wie „Teutscher Fürsten Staat“ (1656), „Christenstaat“ (1685) und eine 3-bändige Reformationsgeschichte (1688,1692).

1692 nahm er die Berufung zum kurbrandenburgischen Geheimrat und ersten Kanzler der neu gegründeten Universität Halle an. Seine erste Aufgabe als Kanzler galt der Schlichtung des  erbitterten theologischen Streites zwischen den pietistischen theologischen Professoren der halleschen Universität (u.a. August Hermann Francke) und der evangelischen Stadtgeistlichkeit wegen des Vorwurfes der Irrlehre an die Vertreter des Pietismus. Dank seines Verhandlungsgeschickes konnte dieser Streit mit der Unterzeichnung einer Vereinbarung am 18. Dezember 1692 beigelegt werden. Noch am gleichen Tag verstarb Seckendorff in Halle. Auf seinem Gut Meuselwitz wurde er beigesetzt.

Seckendorff war als Staatsmann und Staatstheoretiker eine herausragende Persönlichkeit seiner Zeit. Verwaltungslehre wurde damals als  juristisches Prüfungsfach anerkannt. Seckendorff war der Begründer dieser Wissenschaftsdisziplin und erster Vertreter der politischen Wissenschaften in der künftigen universitären Lehre. Vor allem sein „Teutscher Fürsten Staat“ kann als Beginn der wissenschaftlichen Verwaltungslehre gelten. Über die klassischen Aufgaben des Staates zur Friedenssicherung und Gerechtigkeitspflege hinaus, ist nach Seckendorff „die Aufrichtung guter Ordnung und Gesetze für die Wohlfahrt und gemeinen Nutzen des Vaterlandes“ Staatszweck, wobei als Staat der Inhaber der landesherrlichen Gewalt steht. Auch seine grundlegenden Arbeiten zur kameralistischen Wirtschafts- und Finanzpolitik fanden Eingang in die damaligen und künftigen Verwaltungswissenschaften.


Quellen:

  • Stadtarchiv Halle (Saale), Archivale 10197
  • Allgemeine Deutsche Biographie, Band 33, S. 519-521, Verlag Duncker&Humblot, Leipzig, 1801
  • Schrader, Wilhelm, Geschichte der Friedichs-Universität Halle, 1. Teil, Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin, 1894
  • Biographisch-Bibliographisches Lexikon, Seckendorff, Veit Ludwig von (www.kirchenlexikon.de)

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