Bildung im Vorübergehen:

Richard-Horn-Straße

Zusatzschild-Text:
Bildhauer, Steinrestaurator, 1919 Mitbegründer der Hallischen Künstlergruppe
Spender:
gespendet von Annelene und Andreas Wolf
Status:
realisiert am 19.06.2019

Richard Paul Reinhold Horn (1898-1989)

Richard Horn wurde am 21. Januar 1898 in Berlin-Kreutzberg geboren als Sohn des Steinbildhauers Paul Horn. Als er fünf Jahre alt war, zog die Familie nach Halle. Sie wohnten zunächst in der Ludwig-Wucherer-Straße, später in der Liebenauer Straße, schließlich zog die Familie auf den Kröllwitzer Felsen gegenüber der Burg Giebichenstein.

Seine Grundausbildung zum Bildhauer erhielt Richard Horn in der Werkstatt seines Vaters. Als Lehrling war er an Ornamentarbeiten auf dem Gertraudenfriedhof und am Vorgeschichtsmuseum am damaligen Wettinerplatz (heute Rosa-Luxemburg-Platz) beteiligt. Es folgte bis Anfang 1916 eine Lehre zum Holzschnitzer in Warmbrunn/Riesengebirge. Wegen des Ersten Weltkrieges kam Richard Horn zurück und besuchte die Handwerkerschule in der Gutjahrstraße in der Nähe des Hallmarktes, die spätere Kunstgewerbeschule unter Direktor Paul Thiersch. Richard Horn war interessiert an Literatur und bildender Kunst und hatte den Wunsch, Architekt zu werden. So war er der erste Schüler Paul Thierschs in dieser Richtung. Gleichzeitig besuchte er wöchentlich den Unterricht von Gustav Weidanz in Bildhauerei.

Von Ende 1916 bis Mitte Januar 1918 musste Richard Horn seine Ausbildung unterbrechen und als Soldat im Ersten Weltkrieg dienen. Nach seiner Rückkehr nach Halle gab er die Absicht Architekt zu werden auf und widmete sich ganz der Bildhauerei. Aus dem Freundeskreis (sein Vater, Karl Völker, Martin Knauthe und Bildhauer Karl Österling), die sich fast täglich zum Austausch über die neue politische Lage und Kunst trafen, entstand die Hallische Künstlergruppe. Hauptaufgabe war die Organisation und Durchführung von Ausstellungen der neuen expressionistischen, modernen Kunst. Sie riefen einen Künstlerrat ins Leben, dessen Aufgabe es war, in den städtischen, für Kultur zuständigen Organen mitzuwirken, Künstlern Aufträge zu bringen und zugleich damit das Stadtbild zu verschönern. Sie unterhielten einen lebendigen Wettbewerb unter den Künstlern. Das Manifest dazu verfasste Richard Horn. 1925 ging die Künstlergruppe in den damaligen Wirtschafts-, dann Reichsverband bildender Künstler Deutschlands auf aus der Erkenntnis heraus, dass eine gewerkschaftliche Organisation in den sich stark verändernden Verhältnissen notwendig wurde. 1928 bis zum Antritt der Naziherrschaft 1933 war Horn Vorsitzender der Bezirksgruppe Halle-Merseburg.

Richard Horn schuf in dieser Zeit Springbrunnen und graphische Werke, politische Kunst und „abstrackte“ Bilder, Denkmale, Arbeiten in Holz und Stein, Antragarbeiten in Kalk- und Zementmischung. Unzählige Holz- und Bleischnitte fertigte er für die literarische Monatsschrift „Das Wort“. In der Ziegelbrennerei in Passendorf begann Horn sich mit der keramischen Kunst auseinanderzusetzen. Es entstanden zahlreiche Bauplastiken – Tierfiguren auf einigen Giebelblasen neuer Häuser im Süden Halles. Der größte Teil der Werke der 20er Jahre ist jedoch verloren, da Horn es aus Platzgründen nicht sammeln wollte.

1929 erhielt Horn den Auftrag von Stadtbaumeister Jost, die Pestalozzischule, eine Förderschule, mit sinn- und formgerechten keramischen Motiven zu schmücken. In Zusammenarbeit mit der Firma Teichert in Meißen entstanden 27 figürliche Darstellungen in farbig glasierter Keramik als Schmuckelemente in der Südfassade der Schule, Wandbrunnen im Inneren. Figürliche Reliefs zeigen handwerkliche Berufe. Hauptstück ist die Schuluhr mit zwölf, in glasiertem Ton geschaffenen Kinderfiguren in leuchtend blauen Kleidern. Entsprechend der Stunde zeigen sie eine typische Beschäftigung (z.B. Essen, Singen, Rechnen, Turnen, Spielen, Einkaufen, Schlafen u.a.). Diese Uhr ist die erste Uhr in ganz Deutschland, die den Tagesablauf mit der Darstellung von Tätigkeiten der Kinder veranschaulicht.

Zusammen mit Karl Völker übernahm Horn nach dem Krieg die Neuorganisation der bildenden Künstler in Sachsen-Anhalt im Verband Bildender Künstler der DDR (VBK). Von 1952 bis 1969 leitete er die Bildhauerarbeiten bei der Rekonstruktion des ehemaligen Zeughauses in Berlin. Zahlreiche Werke im öffentlichen Raum (unter anderem Denkmale für Wilhelm Roux, August Bebel und Johann Wolfgang von Goethe, Bauplastiken und mehrere Gedenkanlagen) entstanden.

Richard Horn schuf das Hallesche Stadtwappen am Ratshof. Er fügte oberhalb des Wappenschildes Buch, Ährenkranz und Zahnrad hinzu, um auf Halles als Stadt der Wissenschaft, des Maschinenbaus und der Landwirtschaft hinzuweisen.

Bereits nach dem Krieg entstand die Idee für das Mahnmal für die Opfer des Krieges auf dem Gertraudenfriedhof – die „Endlose Straße“, erst in den 1970er Jahren wurde es vollendet. Es besteht aus 24 Tonplastiken die verschiedene Personen/-gruppen verkörpern. Geführt wird die Gruppe von der Personifikation des Todes. Es folgen u.a. die Einsame, die Abwehrende, das alte Ehepaar, der Stürzende, der Soldat, das Kind, das Bombenopfer, die Braut, der Schalk. Zu jeder der einzelnen Figuren schrieb Richard Horn ein eigenes Gedicht.

Als am Ende seines Lebens die Kraft seiner rechten Hand versagte, musste er die Bildhauerei aufgeben und widmet sich seinem Hobby, dem Schreiben. Das Stadtarchiv Halle besitzt einen kleinen Briefwechsel, der Einblick in die Entstehung der Endlosen Straße gibt und den autobiographischen Rückblick, den er im 81. Lebensjahr verfasste. Als anerkannter, hoch geehrter Künstler starb Richard Horn am 6. Oktober 1989 in Halle. Auf dem Gertraudenfriedhof wurde er beigesetzt.

Quellen:
Richard Horn: Autobiographischer Rückblick vom 11.8.1981, Maschinenmanuskript im StaH FA 1343 Richard Horn
de.wikipedia.org/wiki/Richard_Horn_%28Bildhauer%29

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