Bildung im Vorübergehen:
Oleariusstraße
- Zusatzschild-Text:
- Doktor der Theologie, Oberpfarrer an der Marienkirche, Botaniker, Astronom, Autor der ersten gedruckten Stadtchronik „Halygraphia…“, 1667
- Spender:
- gespendet von den Freunden der Stadtbibliothek e.V. und von Charlotte und Hans-Peter von Olearius
- Status:
- realisiert am 05.10.2020
Gottfried Olearius (1604 - 1685)
Am Neujahrstag, dem 1. Januar 1604 wurde Gottfried Olearius als vierter Sohn des Theologen und Oberpfarrers an der Hauptkirche Unser Lieber Frauen Johann Olearius und der Pastorentochter Sibylla, geb. Nicander, in Halle geboren. Nach dem Besuch des halleschen Stadtgymnasiums studierte er Philosophie und Theologie an der Universität Jena. Wegen des Todes seines Vaters musste er die Studien in Jena aus finanziellen Gründen unterbrechen. Er nahm ein Stipendium an der Wittenberger Universität an, beschäftigte sich hier auch mit orientalischen Sprachen und erlangte 1625 den Magisterabschluss. Nachfolgend arbeitete er in verschiedenen Hauslehrerstellen und trat 1633 in den kirchlichen Dienst.
Am 15. Juli 1934 verteidigte Gottfried Olearius seine Dissertation über die Glückseligkeit in der Kirche. Bereits im März desselben Jahres hatte er den Ruf als Oberprediger an die hallesche Ulrichskirche erhalten. Dieses Amt übte er mit Organisationstalent, hohem rhetorischen Geschick und wissenschaftlichem Fleiß aus. Er hielt theologische Kollegs zur Weiterbildung des eigenen Berufsstandes und ordinierte innerhalb von zehn Jahren 33 Prediger.
1647 übernahm Gottfried Olearius die Superintendentur und das Amt des Oberpfarrers an der Marktkirche. Ab 1667 war er Senior der Geistlichkeit der Stadt Halle, d.h. er stand der gesamten halleschen Pfarrerschaft vor. Im selben Jahr erschien in Leipzig sein bekanntestes zweibändiges Werk, die Halygraphia Topo-Chronologica, Das ist: Ort- und Zeit-Beschreibung der Stadt Hall in Sachsen. In dieser ersten als Druck veröffentlichten, umfassenden Chronik der Stadt Halle, welche mit einem detaillierten Stadtplan illustriert ist, beschreibt Olearius die Strukturen der Verwaltung, der Kirchen und die Stadttopographie.
Verheiratet war Gottfried Olearius in erster Ehe mit Anna Wogau (1612-1636), die bereits zwei Jahre nach der Hochzeit an der Pest starb. Ihr Sohn Johann Gottfried Olearius (1635-1711) wurde Oberpfarrer und Superintendent in Arnstadt und verfasste 1674 eine der frühesten Beschreibungen des halleschen Stadtgottesackers. In zweiter Ehe war Gottfried Olearius verheiratet mit Elisabeth Schäffer (1607-1674). Das älteste von sechs Kindern aus dieser Ehe, Johannes Olearius (1639-1713), überlebte den Vater. Er wurde Theologieprofessor an der Universität Leipzig.
Neben seinem stadthistorischen Interesse befasste sich Gottfried OIearius auch mit der heimischen Flora. Er besaß einen Garten mit zahlreichen seltenen Pflanzen und legte ein Naturalienkabinett an, das sein Sohn Johann Gottfried mit nach Arnstadt nahm und welches dort jedoch später verloren ging. Außerdem wird Olearius als guter Musiker und Astronom bezeichnet.
Gottfried Olearius starb am 20. Februar 1685 infolge eines Schlaganfalls. Er liegt auf dem Stadtgottesacker im Familienbogen 47 begraben.
1886 erhielt die Straße in der halleschen Altstadt den Namen des ersten Chronisten der Stadt.
Quellen:
Jutta Eckle (Hrsg.): Die Gelehrten der Familie Olearius zu Halle an der Saale. Halle 2020
Stadt Halle (Hrsg.): Der hallesche Stadtgottesacker. Halle 2003