Bildung im Vorübergehen:

Louise-Otto-Peters-Straße

Zusatzschild-Text:
Schriftstellerin, Journalistin, Wegbereiterin der deutschen Frauenbewegung
Spender:
gespendet von Helga und Horst Kramm
Status:
realisiert am 15.03.2016

Louise Otto-Peters (1819-1895)

Louise Otto wurde am 26. März 1819 als jüngste von vier Töchtern des Gerichtsdirektors Fürchtegott Wilhelm Otto und seiner Frau Christiane Charlotte (geb. Matthäi), Tochter eines Porzellanmalers in Meißen geboren. Ihre Konfirmation schob sie um ein Jahr hinaus, damit sie länger lernen konnte. Louise Otto wuchs in einem liberalen Haushalt auf, in dem auch die Mädchen zum Zeitunglesen und zu politischen Gesprächen ermuntert wurden.

Als sie 16 war, starben erst die älteste Schwester und kurz darauf beide Eltern an Tuberkulose. Aufgrund eines guten Erbes war Louise Otto jedoch finanziell abgesichert und beschloss Schriftstellerin zu werden. Während eines Besuches bei ihrer älteren Schwester im erzgebirgischen Oederan erfuhr sie von der schweren Lebenssituation der Arbeiterinnen und veröffentlichte das Gedicht „Die Klöpplerinnen“, das wegen seines sozialkritischen Inhalts Aufsehen und Empörung erregte.

Auch ihren ersten Verlobten, den Literaten Gustav Müller, verlor Otto 1841 an die Tuberkulose. Sie wandte sich nun verstärkt publizistischen Aktivitäten zu. Ihr erster sozialkritischer Roman „Ludwig der Kellner“ erschien 1843. In den sächsischen Vaterlandsblättern, herausgegeben von Robert Blum, erschien im selben Jahr ein Leserbrief von Otto, in dem sie auf die Frage nach der politischen Stellung der Frau antwortete: „Die Teilnahme der Frauen an den Interessen des Staates ist nicht nur ein Recht, sondern eine Pflicht.“ Unter dem Pseudonym „Otto Stern“ wurde sie in der Folge Autorin der Vaterlandsblätter und forderte im Interesse von Staat und Gesellschaft die Verbesserung der weiblichen Erziehung und Bildung.

1846 veröffentlichte Louise Otto den Roman „Schloß und Fabrik“. Dieser prangerte die Not und das Elend der sächsischen Weberinnen und Fabrikarbeiterinnen an und wurde zunächst wegen seines „aufrührerischen Inhalts“ konfisziert. Nach der Bearbeitung durch die Zensur durften Teil 2 und 3 wieder erscheinen. Die im folgenden Jahr veröffentlichten sozialkritischen Gedichte „Lieder eines deutschen Mädchens“ brachten ihr den Beinamen „Lerche des Vorfrühlings“ ein und Anerkennung in demokratischen und Arbeiterkreisen. Wiederum ein Jahr später erschien die „Adresse eines deutschen Mädchens“, worin sie den zuständigen Minister und seine Arbeiterkommission ersuchte, die Situation der Arbeiterinnen zu verbessern, die „noch elender“ sei als die der Arbeiter.

Nach der Revolution 1848/49 erschien am 21. April 1849 die erste Ausgabe der von Louise Otto gegründeten überregionalen „Frauen-Zeitung“ in Leipzig unter dem Motto: „Dem Reich der Freiheit werb‘ ich Bürgerinnen“. Die Zeitung war das erste Publikationsorgan der entstehenden Frauenbewegung. Sie veranlasste die Sächsische Regierung 1850 zur Einführung der „Lex Otto“, eines neuen Pressegesetzes, das in Sachsen nur noch männlichen Staatsbürgern die Arbeit in einer Redaktion gestattete. Daraufhin erschien die Zeitung in Gera, konnte sich aber nicht halten und wurde 1853 schließlich eingestellt.

Im Jahr zuvor hatte sich Louise Otto mit dem Schriftsteller August Peters im Gefängnis von Bruchsal verlobt. Wegen der Teilnahme an der Revolution 1848/49 verbüßte dieser eine Kerkerhaft. Nach seiner Haftentlassung 1858 heirateten die beiden und Louise Otto-Peters wurde Leiterin des Feuilletons der Mitteldeutschen Volkszeitung, die ihr Ehemann herausgab. Das Glück und die Zusammenarbeit des Paares währten nicht lange. 1864 starb August Peters und Louise Otto-Peters führte die Mitteldeutsche Volkszeitung zunächst allein weiter.

Im März des folgenden Jahres gründete Louise Otto-Peters zusammen mit ihrer Freundin Auguste Schmidt den „Leipziger Frauenbildungsverein“, nach dessen Vorbild weitere Frauenbildungsvereine im ganzen Land entstanden. Sie organisierte im Oktober desselben Jahres die erste deutsche Frauenkonferenz in Leipzig, aus welcher der erste Dachverband für Frauenorganisationen – der „Allgemeine Deutsche Frauenverein“ (ADF) – hervorging. Das war der Beginn der organisierten deutschen Frauenbewegung. Ziele des Vereins waren vor allem das Recht der Frauen auf Bildung, Erwerbstätigkeit und Zugang zum Universitätsstudium. Bereits wenige Jahre nach seiner Gründung hatte der ADF 10.000 Mitglieder. Den Hallischen Frauenbildungsverein als Ableger des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins gründete im Jahre 1900 Agnes Gosche.

Über dreißig Jahre bis zu ihrem Tod war Louise Otto-Peters Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins und Mitherausgeberin der Vereinszeitung „Neue Bahnen“. 1866 erschien ihre Schrift „Das Recht der Frauen auf Erwerb“. Am 13. März 1895 starb Louise Otto-Peters in Leipzig.

Mit ihrem Wirken gilt Louise Otto-Peters als die Wegbereiterin der deutschen Frauenbewegung.

Quellen:

  • Louise Otto-Peters 1819-1895: www.dhm.de/lemo/biografie/louise-peters-otto 
  • Louise Otto-Peters (1819–1895): www.frauenmediaturm.de/themen-portraets/feministische-pionierinnen/louise-otto-peters/
  • Dr. Mechthilde Vahsen: Louise Otto-Peters, 13.01.2009: www.bpb.de/gesellschaft/gender/frauenbewegung/35309/louise-otto-peters

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