Bildung im Vorübergehen:

Karl-Liebknecht-Straße

Zusatzschild-Text:
Rechtsanwalt, SPD-Abgeordneter im Reichstag, Mitbegründer der KPD, am 15. Januar politischer Mord an Rosa Luxemburg und Liebknecht
Spender:
gespendet von Bürgerinitiative Mühlwegviertel e.V. und von Rainer Kulitze
Status:
realisiert am 13.08.2014

Karl Liebknecht (1871-1919)

Am 13. August 1871 wurde Karl Paul Friedrich August Liebknecht als zweiter Sohn des sozialdemokratischen Politikers Wilhelm Liebknecht und seiner Frau Nathalie, geb. Reh in Leipzig geboren. Von 1890 bis 1893 studierte er Rechtswissenschaften und Nationalökonomie in Leipzig und Berlin. Nach einem einjährigen Militärdienst absolvierte er sein Referendariat in Arnsberg und Paderborn. 1897 promovierte Liebknecht zum Thema: „Compensationsvorbringen nach gemeinem Rechte“ mit dem Prädikat magna cum laude zum Dr. jur. et rer. pol. an der juristischen Fakultät der Universität Würzburg.

Nachdem er 1899 seine Assessorenprüfung mit „gut“ bestanden hatte, eröffnete er im selben Jahr zusammen mit seinem Bruder Theodor eine Rechtsanwaltskanzlei in Berlin. Seine Verteidigung von neun Sozialdemokraten im sog. Königsberger Prozess (1904), denen die Unterstützung der russischen Arbeiterbewegung vorgeworfen wurde und deren Freispruch er zusammen mit seinem Kollegen Hugo Haase erreichen konnte, machte Liebknecht als politischen Anwalt bekannt.

Nach dem Tod seines Vaters trat Karl Liebknecht im August 1900 in die SPD ein. Im darauf folgenden Jahr wurde er in die Stadtverordnetenversammlung von Berlin berufen, der er bis 1913 angehörte. 1907 gründete Liebknecht mit anderen die sozialistische Internationale, deren Präsident er bis 1910 war. Aufgrund der für diese sozialistische Jugendbewegung veröffentlichten Schrift „Militarismus und Antimilitarismus unter besonderer Berücksichtigung der internationalen Jugendbewegung“ wurde Liebknecht wegen Hochverrats zu zwei Jahren Festungshaft in Glatz in Schlesien verurteilt. Noch vor Ende der Haft wurde er 1908 zusammen mit sechs weiteren Sozialdemokraten als Abgeordneter in den Preußischen Landtag gewählt, wo er besonders gegen das preußische Dreiklassenwahlrecht kämpfte. Nachdem Liebknecht schon 1903 und 1907 vergebens für den Reichstagswahlkreis Potsdam-Spandau-Oberhavelland kandidiert hatte, konnte er ihn 1912 für die SPD gewinnen. Als SPD-Abgeordneter im Reichstag vertrat er neben Rosa Luxemburg, Franz Mehring und Julian Marchlewski den linken Flügel. Auch hier kämpfte er gegen die Militarisierung Deutschlands und propagierte dabei Generalstreiks als politisches Mittel.

Als der Reichstag bei Ausbruch des ersten Weltkrieges über die Gewährung von staatlichen Krediten zur Finanzierung des Krieges abstimmen sollte, fügte sich Liebknecht am 4. August 1924 zunächst der Parteidisziplin und stimmte den Kriegskrediten zu. Bei einer erneuten Abstimmung am 2. Dezember jedoch war er der erste und einzige Abgeordnete, der gegen die Bewilligung weiterer Kredite abstimmte, womit er zur Symbolfigur der Kriegsgegner wurde. Den zwischen SPD und Militär in Anbetracht des Ersten Weltkrieges geschlossenen „Burgfrieden“ lehnte Liebknecht vehement ab.

Im Februar 1915 wurde Liebknecht als Armierungssoldat zum Militärdienst eingezogen. Obwohl ihm damit jede politische Betätigung außerhalb des Reichstags und des Preußischen Abgeordnetenhauses untersagt war, blieb er dennoch als Kriegsgegner aktiv und wirkte an der Gründung der Gruppe „Internationale“ mit, die später als Spartakusbund bekannt wurde, und veröffentlichte ab Januar 1916 gemeinsam mit Rosa Luxemburg die illegalen „Spartakusbriefe“. Wegen seiner radikalen Kritik an der Mehrheitsfraktion wurde Liebknecht schließlich aus der SPD-Reichstagsfraktion ausgeschlossen. 

Am 1. Mai 1916 organisierte Karl Liebknecht eine Friedensdemonstration auf dem Potsdamer Platz in Berlin, wurde dort wegen Hochverrats verhaftet und zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. In der Berufungsinstanz wurde dieses Urteil auf vier Jahre und einen Monat erhöht. Während seiner Haft im Zuchthaus Luckau verfasste er mehrere Schriften, darunter die „Studien über die Bewegungsgesetze der gesellschaftlichen Entwicklung“. Aufgrund einer allgemeinen Amnestie wurde Liebknecht nach Ende des Krieges am 28. Oktober 1918 vorzeitig aus der Haft entlassen.

Zusammen mit Rosa Luxemburg führte er nun den Spartakusbund an und gab dessen Zentralorgan, die „Rote Fahne“ heraus. Man trug ihm an, dem hauptsächlich von der SPD organisierten „Rat der Volksbeauftragten“ beizutreten, was Liebknecht ablehnte. So proklamierte er noch als Mitglied der USPD am 9. November 1918 vom Berliner Stadtschloss aus die „freie sozialistische Republik“, um die Massen so für eine Herrschaft der Arbeiter- und Soldatenräte zu mobilisieren. Zwei Stunden zuvor hatte Philipp Scheidemann vor dem Reichstagsgebäude die „Deutsche Republik“ ausgerufen. Zum Jahreswechsel 1918/19 gehörten Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg zu den Mitbegründern der KPD, die aus dem Spartakusbund hervorging.

Mehrfach rief Karl Liebknecht in seinen Reden zum Sturz der Regierung Ebert und Scheidemann auf. Nachdem die preußische Regierung den zur linken USPD gehörenden Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn abgesetzt hatte, brachen Straßenkämpfe aus – auch als „Spartakusaufstand“ bezeichnet, die von der Regierung blutig niedergeschlagen wurden. Trotz öffentlicher Morddrohungen in Zeitungen, Flugblättern und an Litfaßsäulen blieben Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg in Berlin.

Am 15. Januar erschien in der „Roten Fahne“ Liebknechts Artikel „Trotz alledem...“. Am Abend desselben Tages wurden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg in ihrem Versteck in Berlin Wilmersdorf von Soldaten der Garde-Kavellerie-Schützendivision festgenommen und gefoltert. Rosa Luxemburgs Leiche wurde in den Landwehrkanal geworfen und erst Monate später geborgen. Karl Liebknecht wurde im Tiergarten aus nächste Nähe erschossen, sein Körper als „unbekannte Leiche“ der Polizei übergeben. Der Trauerzug zur Beisetzung Liebknechts und anderer Gefallener der Januaraufstände zum Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde gestaltete sich zur Massendemonstration mit mehreren zehntausend Menschen. Die Mörder wurden nicht bestraft.

Karl Liebknecht war in erster Ehe mit der Bankiers- und Kaufmannstochter Julia Paradies verheiratet und hatte mit ihr drei Kinder. Nach Julias Tod 1911 heiratete Liebknecht die Kunsthistorikerin Sophie Ryss.

In ganz Deutschland und Frankreich hat Karl Liebknecht seine Positionen in Reden wiedergegeben. Zweimal weilte er in Halle. Am 25. November 1900 sprach er im Versammlungslokal der SPD, im „Goldenen Hirsch“ in der oberen Leipziger Straße über das Thema „Weltmachtpolitik, Kohlen – und Brotwucher“. Neun Jahre später, am 11. November 1909, hörten 4000 Hallenser Liebknechts Rede über „Die Reaktion in Preussen-Deutschland“ im großen Saal des Volksparks, „Arbeiterlokal“ der halleschen Sozialdemokraten. Nachdem 1907 die SPD das Reichstagsmandat für den Wahlkreis Halle-Merseburg verloren hatte, ergab sich bei Nachwahlen 1909 die Möglichkeit dieses zurückzuerobern. So endete Liebknechts Rede mit dem Aufruf: „Auf in den Kampf! Halle muß und wird erobert werden!“ Am Wahltag, dem 26. November 1909 konnte schließlich der Sozialdemokrat Fritz Kunert das Reichstagsmandat zurückgewinnen. Im Februar des darauf folgenden Jahres vertrat Liebknecht gemeinsam mit dem halleschen Rechtsanwalt Dr. Albrecht Müller hallesche Arbeiter im Prozess gegen Wahlrechtsdemonstranten, die am sogenannten „Blutigen Sonntag“, 13. Februar 1910 in Halle für eine Demokratisierung des Wahlrechts zu Massendemonstrationen auf die Straße gingen und welche die Polizei blutig niederschlug.

1946 erhielt die 1876 angelegte Wettinerstraße den Namen Karl Liebknechts.

Antje Löhr-Dittrich

Quellen:

  • Stadtarchiv Halle, Familienarchiv FA 8555, Karl Liebknecht
  • verschiedene Internetseiten, u. a.:
  • Karl Paul Friedrich August Liebknecht Eine Kurzbiographie von Maik Hager. Geschichte-erforschen.de - Online-Magazin für Geschichte in Wissenschaft und Unterricht
  • www.dhm.de/lemo/html/biografien/LiebknechtKarl/
  • www.dibb.de/karl-liebknecht.php
  • de.wikipedia.org/wiki/Karl_Liebknecht
  • Roswitha Mende: Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg im Bezirk Halle, Halle 1981.

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