Bildung im Vorübergehen:

Käthe-Kollwitz-Straße

Zusatzschild-Text:
Grafikerin und Bildhauerin, Kunst gegen den Krieg und für soziale Gerechtigkeit und Frieden
Spender:
gespendet von Wilfried Henning
Status:
realisiert am 21.08.2023

Käthe Kollwitz (1867 – 1945)

Am 8. Juli 1867 wurde Käthe Schmidt in Königsberg/Ostpreußen als fünftes Kind des Baumeisters Carl Schmidt und der Tochter des freikirchlichen Predigers Julius Rupp, Katharina Schmidt, geboren. Ersten Zeichenunterricht erhielt sie in Königsberg. Mit wiederholten Aufenthalten in ihrer Heimat studierte Käthe 1885-86 an der Zeichen- und Malschule des Vereins der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen zu Berlin und 1888-1890 an der Künstlerinnenschule in München. Hier wurde ihr bewusst, dass ihr das Graphische mehr liegt als die Malerei, auch angeregt durch Max Klingers kunsttheoretische Schrift „Malerei und Zeichnung“. Max Liebermann inspirierte sie dazu, das Arbeiterleben in seinen charakteristischen Situationen künstlerisch wiederzugeben. Zu einer Streitszene aus dem Roman Germinal des französischen Schriftstellers Émile Zola (1840–1902) entstanden erste Zeichnungen, die sie später radieren wollte.

Im Juli 1888 hatte Käthe Schmidt sich mit dem Schulfreund ihres Bruders Karl Kollwitz, Arzt und engagierter Sozialdemokrat, verlobt. 1891 heirateten sie und siedelten nach Berlin über, wo Karl Kollwitz im Bezirk Prenzlauer Berg eine Kassenarztpraxis eröffnete. Die Künstlerin hatte hier Gelegenheit, das einfache Volk, die Arbeiterschaft zu studieren, die ihr Mann kostenfrei in seiner Praxis behandelte.

Am 26. Februar 1893 erlebte Käthe Kollwitz die Uraufführung von Gerhard Hauptmanns naturalistischem Drama Die Weber. In der Folge verwarf sie ihre Arbeit an „Germinal“ und schuf zwischen 1893 und 1897 ihren ersten abgeschlossenen druckgraphischen Zyklus „Ein Weberaufstand“, der 1898 erstmals in der Großen Berliner Kunstausstellung gezeigt wurde und ihren künstlerischen Durchbruch markiert. Max Liebermann schlug sie für die kleine goldene Medaille vor, die Kaiser Wilhelm II. jedoch ablehnte, der die moderne Kunst als „Rinnsteinkunst“ verabscheute. Später wurde ihr die Medaille in Dresden verliehen.

Käthe Kollwitz unterrichtete nun selbst als Lehrerin für Grafik und Zeichnen an der Berliner Künstlerinnenschule (bis 1903) und trat im Jahr 1899 der Künstlervereinigung Berliner Secession bei. Das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wird als ihr „glückliches Jahrzehnt“ bezeichnet. Galerien in Berlin und Dresden, Paris, London und New York erwarben ihre Arbeiten. Studienaufenthalte führten sie 1904 nach Paris, wo sie August Rodin in seinem Atelier besuchte und nach der Verleihung des von Max Klinger gestifteten Villa-Romana-Preises 1907 nach Italien, wo sie mit einer Freundin eine dreiwöchige Fußwanderung von Florenz nach Rom unternahm.

Nach der Lektüre von Wilhelm Zimmermanns (1807–1878) Allgemeiner Geschichte des großen Bauernkrieges von 1841–1843 entstand von 1903 bis 1908 ihr zweiter druckgraphischer Zyklus „Bauernkrieg“. Gegen Ende des Jahrzehnts zeichnete sie für die satirische Wochenzeitschrift Simplicissimus mit direktem Bezug zu den aktuellen Problemen des Proletariats.

Ab 1908 begann Käthe Kollwitz in Ton zu modellieren, die erste erhaltene Kleinplastik „Frau mit Kind im Schoß“ stammt aus den Jahren 1910-12. Für ihre plastischen Arbeiten mietete sie bis 1928 ein Bildhauer-Atelier im Siegmundshof in Berlin–Tiergarten.
Käthe Kollwitz war beteiligt an der Gründung des Frauenkunstverbandes 1913 und bis 1923 dessen erste Vorsitzende.

Kurz nach Kriegsbeginn meldete sich Käthe Kollwitz‘ jüngerer Sohn Peter freiwillig zum Kriegsdienst und fiel in Belgien mit nur 18 Jahren. Über achtzehn Jahre arbeitete die Mutter an einem Denkmal für ihren gefallenen Sohn und die zahlreichen anderen Toten des Krieges. 1931 wurde das Mahnmal „Die Eltern“ auf dem Soldatenfriedhof in Roggevelde aufgestellt. Als vor Kriegsende zu einem weiteren Kriegsaufgebot aufgerufen wurde, entgegnete Käthe Kollwitz energisch in einem Lesebrief mit dem Titel „Es ist genug gestorben!“ und beschloss den Brief mit dem Zitat aus Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre: „Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden!“.

1919 wurde sie als erste Frau Professorin der Preußischen Akademie der Künste. Zu Beginn dieses Jahres bat die Familie des ermordeten Politikers Karl Liebknecht, ihn am Totenbett zu zeichnen. Der aus den Arbeiten entstandene Holzschnitt „Gedenkblatt für Karl Liebknecht“ ist der am weitesten verbreitete Holzschnitt der Künstlerin.

In der Auseinandersetzung mit den verschiedenen graphischen Techniken und der Verarbeitung des Todes ihres Sohnes schuf sie in den Jahren 1922-23 die Folge aus sieben Holzschnitten zum Thema „Krieg“. In den 1920er Jahren entstanden Flugblätter, Plakate, Mappen zu den Themen Wucher, Hunger, Elend für die Internationale Arbeiterhilfe. Eines der bekanntesten Plakate ist das Blatt „Nie wieder Krieg“ für den Weltjugendtag in Leipzig 1924.

Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 wurde sie gezwungen, „freiwillig“ aus der Akademie der Preußischen Künste auszutreten, drei Jahre später erhielt sie ein inoffizielles Ausstellungsverbot. Zwischen 1934 und 1937 entstanden acht Lithographien der Folge „Tod“. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie zunächst nach Nordhausen evakuiert. Im September 1942 fiel ihr Enkel Peter in Russland. Im selben Jahr erschien ihre letzte Lithographie, zu der sie in ihrem von 1908 an geführten Tagebuch schrieb:

Das ist nun einmal mein Testament: „Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden.“ In diesen Tagen war mir unerhört schwer ums Herz. Ich zeichnete also noch einmal dasselbe. Jungen, richtige Berliner Jungen, die wie junge Pferde gierig nach draußen wittern, werden von einer Frau zurückgehalten. Die Frau, eine alte Frau, hat die Jungen unter sich u. ihren Mantel gebracht, gewaltsam und beherrschend spreitet sie ihre Arme u. Hände über die Jungen. Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden – diese Forderung ist wie „nie wieder Krieg“ kein sehnsüchtiger Wunsch sondern Gebot. Forderung.
(Tagebuch 1941, zit. in Krahmer, S. 117/118)

Ein Bombentreffer im November 1943 zerstörte ihr Haus in Berlin und damit Drucke und Platten ihrer Werke. Das letzte Lebensjahr verbrachte Käthe Kollwitz auf dem „Rüdenhof“ in Moritzburg bei Dresden, wo sie am 22. April 1945, wenige Tage vor Kriegsende, starb. Ihre Urne wurde im September 1945 nach Berlin überführt und im Familiengrab auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde beigesetzt.

Quellen:
Catherine Krahmer: Käthe Kollwitz. Hamburg 1981 (1990).
www.kollwitz.de/biografie

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