Bildung im Vorübergehen:
Heinrich-Heine-Straße
- Zusatzschild-Text:
- Dichter, Journalist, Satiriker, Vermittler zwischen Frankreich und Deutschland, 1824 Spottgedicht »Zu Halle auf dem Markt«
- Spender:
- gespendet von Sigrun Heine
- Status:
- Vorschlag
Heinrich (Harry) Heine (1797-1856)
Heinrich Heine wurde wahrscheinlich am 13. Dezember 1797 mit dem Geburtsnamen Harry in Düsseldorf als ältestes Kind des jüdischen Textilkaufmanns Samson Heine (1764-1828) und seiner Frau Betty (geb. van Geldern, 1771-1859) geboren. Nachdem sich 1804 die Schulgesetze änderten und jüdischen Kindern der Besuch christlicher Schulen erlaubt wurde, wechselte Heine von einer privaten israelitischen Schule auf die städtische Grundschule. Das Lyzeum, auf dem er die französische Sprache und Literatur kennenlernte, verließ er ohne Abschluss. In seiner Schulzeit erlebte er den Einzug Napoleons in Düsseldorf, der mit dem Code Civil auch die Gleichstellung von Juden und Nicht-Juden vor dem Gesetz brachte.
Als ältester Sohn sollte Harry Heine in die Fußstapfen des Vaters treten. Nach dem kurzen Besuch der Handelsschule absolvierte er von 1815 bis 1817 eine Lehre zum Bankkaufmann bei seinem Onkel Salomon Heine in Hamburg. Das 1818 eröffnete eigene Geschäft Harry Heine & Co. war bald pleite und musste im Folgejahr schon wieder schließen. Sein folgendes Studium der Rechtswissenschaften in Bonn, Göttingen und Berlin beendete er 1826 mit der Promotion zum Doktor der Rechte. Um in dieser Richtung eine Stellung und gesellschaftliche Anerkennung zu erhalten, wechselte Heine zur evangelischen Kirche und ließ sich auf den Namen Christian Johann Heinrich taufen. Dennoch hat er nie in diesem Beruf gearbeitet.
Schon während seiner Lehrzeit veröffentlichte Heine erste Gedichte in der Zeitschrift Hamburgs Wächter unter einem Pseudonym. Während des Studiums folgten zwei weniger erfolgreiche Tragödien und ein erster Gedichtband, der ihm den Weg in die gängigen Zeitschriften ebnete. Die provokante Kritik an den sozialen und ideologischen Verhältnissen seiner Zeit in den Gedichten, Rezensionen und Prosaartikeln brachte ihm Ärger mit den staatlichen Behörden.
Im Herbst 1824 unternahm er eine Reise durch den Harz, die er 1826 als Reisebericht veröffentlichte. Sie führte ihn auch für einen Tag nach Halle, woraus sein bekanntes Spottgedicht über das studentische Treiben hier entstand. Weitere Reisen führten ihn quer durch Europa nach Italien, Frankreich, England und an die Nordsee. Mit seinen Reisebildern hat er den Reisebericht zur Kunstform erhoben. Als erster deutscher Dichter hat er das Meer besungen. Mit seinen Gedichten gilt Heine als letzter Vertreter der Romantik. Eines der bekanntesten und auch vertonten Gedichte ist das Lied der „Loreley“.
Die zunehmende Einschränkung durch die preußische Zensur veranlasste Heine, nach Paris zu gehen, wo er als Korrespondent für die Augsburger Allgemeine Zeitung Berichte über französische Kultur, Gesellschaft und Politik lieferte. Er etablierte den Beruf des Journalisten und begründete das politische Feuilleton. Eine Annäherung der beiden Länder Frankreich und Deutschland lag ihm besonders am Herzen. Ab 1835 wurden Heines Werke vom deutschen Bundestag teilweise verboten. Sein bedeutendes politisches Gedicht „Die schlesischen Weber“ ist auch auf die Freundschaft und den Austausch mit Karl Marx zurückzuführen. Mit seiner Kritik an den politischen Verhältnissen gilt Heine auch als Hauptvertreter der Literatur des Vormärz.
Trotz seines Erfolges in Paris sehnte sich Heine nach seiner Heimat. Aufgrund seiner politischen Verfolgung in Deutschland, konnte er nicht einfach so zurück. 1843-44 besuchte er noch einmal seine Mutter, wonach das Werk „Deutschland. Ein Wintermärchen“ entstand.
1848 erkrankte Heine schwer. Oft wird die Krankheit, die ihn den Rest seines Lebens ans Bett fesselte, als Folge einer Syphilis beschrieben, aber die Symptome deuten eher auf eine Multiple Sklerose, in deren Folge Heine schließlich gelähmt und erblindet war. Trotz seines Gefangenseins in seiner „Matratzengruft“ schrieb Heine weiter, übersetzte und redigierte seine eigenen Werke.
Am 17. Februar 1856 starb Heinrich Heine in Paris. Auf dem Friedhof Monmartre im Norden der Stadt liegt er begraben.
In Halle ist nicht nur eine Straße nach dem Dichter genannt, auch eine Schule in Halle-Neustadt trägt seinen Namen. Der Park um das Anwesen des Bankiers Lehmann erhielt seinen Namen, ein Felsen darunter zeigt noch heute eine Tafel ihm zu Ehren. 1912 ließen Verehrer seiner Schriften in Trotha ein Denkmal aufstellen, das jedoch 1933 von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Heute befindet sich ein neues Heine-Denkmal auf dem Universitätsplatz (2002, Jens Bergner), ganz in der Nähe der von ihm einst spöttisch besungenen Löwen.