Bildung im Vorübergehen:

Ernst-Eckstein-Straße

Zusatzschild-Text:
Glaser, KPD-Mitglied, Stadtverordneter in Halle, Tod im KZ Bergen-Belsen
Spender:
gespendet von der Paul-Riebeck-Stiftung zu Halle an der Saale
Status:
realisiert am 09.06.2021

Ernst Eckstein (1876-1945)

Über den halleschen Antifaschisten Ernst Eckstein, nach dem die Straße in Halles Süden benannt ist, gibt es nur wenige biographische Details. Er ist nicht zu verwechseln mit dem Breslauer Rechtsanwalt Dr. Ernst Eckstein (1897-1933), der ebenfalls von den Nazis zu Tode gefoltert wurde.

Friedrich Ernst Eckstein wurde als erstes von vier Kindern des Schriftsetzers Friedrich Gottlieb Ernst Eckstein und seiner Frau Ch. Auguste, geb. Renne am 25. Mai 1876 in Halle geboren. Nach dem Tod des Vaters 1889 verdiente die Mutter den Lebensunterhalt als Wasch- und Plättfrau. Friedrich Ernst Eckstein lernte das Glaserhandwerk. Nach seiner Lehrzeit ging er auf Wanderschaft, arbeitete einige Zeit im Erzgebirge.
Schon früh engagierte er sich in der Gewerkschaft und war zunächst Mitglied der Sozialdemokratischen Partei. In der Novemberevolution 1918 gehörte er dem Arbeiter- und Soldatenrat in Halle an. Ende 1920 wechselte er mit dem linken Flügel der USPD zur Kommunistischen Partei Deutschlands. Am 17. November 1929 wurde Ernst Eckstein für die KPD in die Stadtverordnetenversammlung gewählt, wo er u. a. im Bauausschuss mitwirkte. In verschiedenen Arbeiterorganisationen, wie z. B. im Holzarbeiterverband, hatte er führende Funktionen inne. Er war im Aufsichtsrat des Allgemeinen Konsumvereins Halle und Umgebung und Vorsitzender der Krankenkasse des Saalkreises (1931).
Nachdem Ernst Eckstein nach der Machtergreifung Hitlers vier Jahre ohne Arbeit blieb, erhielt er im Chemischen Werk Buckau in Ammendorf Arbeit. Bei der „Aktion Gewitter“, mit welcher in Folge des Attentats auf Hitler vom 20. Juli 1944 politisch unliebsame Personen verhaftet wurden, die eigentlich nichts mit dem Attentat selbst zu tun hatten, aber dem nationalsozialistischen System kritisch gegenüber standen, kam auch Ernst Eckstein ins Konzentrationslager. Er wurde am 24. August 1944 mit anderen halleschen Gleichgesinnten nach Sachsenhausen verbracht. Als sich zu Beginn des Jahres 1945 die Rote Armee dem Lager immer mehr näherte, wurden in Vorbereitung der Evakuierung des Lagers 3.000 Häftlinge sofort ermordet. Weitere 13.000 Häftlinge kamen in andere Konzentrationslager. Die gesundheitlich schwachen Gefangenen wurden nach Bergen-Belsen verschickt, 7.000 Häftlinge trafen Anfang Februar im Männerlager des KZs ein. Am Vormittag des 17. Februar 1945 ist Ernst Eckstein hier gestorben. Die offizielle Todesursache lautet Kreislaufschwäche. Wie er tatsächlich ums Leben kam, wird nicht mehr herauszufinden sein. So, wie die SS in den Lagern mit den Häftlingen umging, ist davon auszugehen, dass auch dieser Tod ein Mord gewesen ist. Ernst Eckstein hinterließ seine Frau Else Eckstein und seinen Sohn Ernst.

Quellen:
Digitalisate der halleschen Zeitschriften (Hallesches Tageblatt 19. Jh. / Hallische Nachrichten 1918-1944 / ULB Sachsen-Anhalt)
Digitalisate der Halleschen Adressbücher (ULB Sachsen-Anhalt)
Informationen zum Tod Ecksteins von Bernd Horstmann, Kurator für das Namensverzeichnis der Häftlinge des KZ Bergen-Belsen
Stadtarchiv Halle
Piechocki: Denkmale in der Saalestadt. Mitteldeutsche Neueste Nachrichten 18.12.1980
Hallesches Monatsheft 1960, S. 158
Informationen von Stadtarchivar Herrn Jakob zur Mitgliedschaft Ecksteins in der Stadtverordnetenversammlung
Marienbibliothek Halle
Informationen zum Geburts- u. Taufregister
bergen-belsen.stiftung-ng.de/de/forschung-dokumentation/namensverzeichnis/
www.sachsenhausen-sbg.de/geschichte/1936-1945-konzentrationslager-sachsenhausen/

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