Bildung im Vorübergehen:

Bertha-von-Suttner-Platz

Zusatzschild-Text:
Schriftstellerin, Pazifistin, Roman „Die Waffen nieder!“, Erste Friedensnobelpreisträgerin
Spender:
gespendet von Reinhard Leckzik und der Werkzeugmaschinenbau Halle GmbH
Status:
realisiert am 28.05.2010

Bertha von Suttner (1843-1914)

Bertha von Suttner wurde als Bertha Gräfin Kinsky von Wchinitz und Tettau in Prag geboren. Ihr Vater, Feldmarschall und Kämmerer Franz Graf von Wchinitz und Tettau, starb kurz vor ihrer Geburt. Ihre Mutter war Sophie Körner, eine entfernte Verwandte des Dichters Theodor Körner. Die Ehe der Eltern galt als nicht standesgemäß. In ihren Kinder- und Jugendjahren erhielt Bertha v. Suttner privaten Unterricht. Sie lernte mehrere Sprachen, war musisch begabt und entwickelte sich zu einer ausgeprägt eigenständigen Persönlichkeit.

Da das Erbe ihres Vaters relativ schnell aufgebraucht wurde, nahm sie im Jahre 1873 eine Stellung als Gesellschafterin und Erzieherin der vier Töchter im Hause des Industriellen Karl Freiherr von Suttner in Wien an. In dieser Zeit verliebte sie sich in den sieben Jahre jüngeren Sohn des Hauses, Arthur von Suttner, und musste daher 1875 das Haus von Suttner verlassen. Auf Vermittlung der Familie von Suttner nimmt Bertha v. Suttner 1876 eine Stellung als Privatsekretärin im Hause Alfred Nobels in Paris an. Bereits nach kurzer Zeit – Nobel wurde in die schwedische Heimat zurück berufen – kehrte sie nach Wien zurück und heiratete dort heimlich Arthur von Suttner gegen den Willen seiner Eltern. Obgleich Nobel von der Kürze seiner Begegnung  mit Bertha von Suttner enttäuscht war, entwickelt sich daraus eine lebenslang anhaltende Freundschaft zwischen beiden.

Das junge Ehepaar Suttner folgt einer Einladung der Fürstin Ekatarina Dadiani von Mingrelien nach Georgien. Die Hoffnung auf eine Empfehlung an den Zarenhof nach St. Petersburg zerschlägt sich. Die folgenden neun Jahre schlagen sich beide mehr schlecht als recht mit Musik- und Gesangsunterricht, schriftstellerischen Arbeiten und Berichterstattungen über die russisch-türkischen Kriegsauseinandersetzungen durchs Leben. 1885 kehren sie zurück nach Wien und söhnen sich mit der Familie aus.

Bertha v. Suttner setzt nach der Rückkehr nach Wien ihre journalistische und schriftstellerische Arbeit verstärkt fort und setzt dabei ihren Schwerpunkt auf die Themen Frieden und Pazifismus. 1886 trifft sie Alfred Nobel in Paris wieder und findet in ihm, dem Erfinder des Dynamits, einen engagierten Unterstützer ihres pazifistischen Wirkens. Nobels Befürchtungen vor den Folgen seiner eigenen Erfindung und die Erkenntnis, dass damit eine neue Dimension massenhaften Sterbens bei kriegerischen Auseinandersetzungen die Folge ist, verstärkt das gemeinsame Engagement. Die Krönung des deutschen Kaisers Wilhelm II. und die verstärkt nationalistischen Töne führen zu ihrem Antikriegsroman „Die Waffen nieder!“. 1888 noch von mehreren Verlagen abgelehnt, kann er im Jahre 1889 in einer kleinen Auflage erscheinen und ist so erfolgreich, dass er im Folgejahr auch übersetzt in mehrere Sprachen neu aufgelegt wird. Bertha von Suttner erreicht mit diesem Roman einen hohen Bekanntheitsgrad in der pazifistischen Bewegung, die sich in diesen Jahren international ausbreitete.

1891 gründet Bertha v. Suttner die „Österreichische Gesellschaft der Friedensfreunde“ und im Jahr darauf die „Deutsche Friedensgesellschaft“. Im November 1891 wird sie auf dem dritten Weltfriedenskongress in Rom zur Vizepräsidentin des Internationalen Friedensbüros gewählt. Sie nahm in der Folge an den Friedenskongressen in Bern (1892), Antwerpen (1894) und Hamburg (1897) teil und überreichte 1897 dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. eine Schrift zur Einrichtung eines internationalen Schiedsgerichtes. Sie war in die Vorbereitung der Ersten Haager Friedenskonferenz einbezogen. Die wesentliche Forderung nach der Errichtung eines internationalen Schiedsgerichtes scheiterte am Widerstand der Mehrzahl der beteiligten Staaten, unter anderem auch an Deutschland.

1892 erscheint erstmals die Zeitschrift „Die Waffen nieder! Monatsschrift zur Förderung der Friedensidee“. 1902 stirbt ihr Mann  Arthur von Suttner, der ihre politischen und publizistischen Wege stets unterstützte. 1904 hielt sie einen viel beachteten Vortrag auf der Internationalen Frauenkonferenz in Berlin. Im gleichen Jahr bereiste sie sieben Monate die USA aus Anlass des Weltfriedenskongresses in Boston. Sie hielt eine Vielzahl von Vorträgen und wurde vom Präsidenten Theodore Roosevelt empfangen.

Am 10. Dezember 1905 erhielt Bertha v. Suttner als erste Frau den von ihr mit angeregten Friedensnobelpreis, den sie am 18. April 1906 entgegen nahm. 1907 nahm sie an der zweiten Haager Friedenskonferenz teil, die sich erneut mehr auf die Kriegsrechtregelungen als auf die Regelung einer Friedensordnung konzentrierte. In den Folgejahren warnte und mahnte Bertha v. Suttner die Öffentlichkeit verstärkt vor den Gefahren einer zunehmenden Aufrüstung und den sich abzeichnenden internationalen Konflikten und Kriegsgefahren.

Bertha v. Suttner starb an einem Krebsleiden am 21. Juni 1914 wenige Wochen vor dem Ausbruch des I. Weltkrieges in Wien. Als engagierte Verfechterin der Feuerbestattung wurde ihr Leichnam im ersten deutschen Krematorium verbrannt. Die Urne mit ihrer Asche wird im Kolumbarium des dortigen städtischen Friedhofs aufbewahrt.

Kernpunkte zum Erreichen von gewaltfreien Konfliktlösungen zwischen den Staaten waren nach Suttner:

  • Abschluss von Schiedsgerichtsverträgen zur Beilegung zwischenstaatlicher Konflikte mit friedlichen Mitteln,
  • Schaffung einer Friedensunion aller Staaten zur gemeinschaftlichen Zurückweisung von Angriffen eines Staates gegen einen anderen,
  • Errichtung eines internationalen Gerichtshofes.

In Deutschland und Österreich wird durch Benennung von Schulen, Straßen und Plätzen das Andenken an Bertha von Suttner als Kämpferin und Mahnerin für den Frieden wach gehalten.


Quellen:

zurück zur Übersicht

Bürgerstiftung Halle – Gemeinsam wird's mehr.

Diese Webseite nutzt Cookies

Diese Webseite nutzt Cookies zur Verbesserung des Erlebnisses unserer Besucher. Indem Sie weiterhin auf dieser Webseite navigieren, erklären Sie sich mit unserer Verwendung von Cookies einverstanden.