Bildung im Vorübergehen:

Meckelstraße

Zusatzschild-Text:
Vater und Sohn, Anatomen in Halle, Begründer der Meckelschen Sammlungen
Spender:
gespendet von Förderverein „Meckelsche Sammlungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg“
Status:
realisiert am 15.12.2009

Philipp Friedrich Theodor Meckel und Johann Friedrich Meckel

Philipp Friedrich Theodor Meckel (1755-1803)

Philipp Friedrich Theodor Meckel wurde am 30. April 1755 in Berlin geboren. Sein Vater war Johann Friedrich Meckel d. Ä., Professor für Anatomie, Physik und Geburtshilfe, der als der hervorragendste Schüler Hallers galt und besonders über seine Arbeiten über die Anatomie des Nervensystems bekannt geworden war. Er unterrichtete seinen ältesten Sohn – zunächst gegen dessen eigenen Willen – in der Anatomie und Präpariertechnik. Philipp Theodor studierte Medizin in Göttingen und Straßburg, wurde dort 1777 mit einer vielbeachteten Dissertation über das Innenohr promoviert und begab sich auf eine fast dreijährige Studienreise nach Paris, London und Edinburgh.

Als er in London von dem großen Anatomen und Chirurgen John Hunter eine Anstellung angeboten bekam, verfügte der preußische König noch 1777 die Bestallung Meckels zum ordentlichen Professor für Anatomie, Chirurgie und Geburtshilfe in Halle, um ihn im Lande zu halten. Nach seiner Rückkehr 1779 trat Meckel die Professur an. Er erfreute sich trotz seiner Jugend bereits eines guten wissenschaftlichen Rufes. Er bezog das eben fertig gestellte Anatomische Theater, das sich im Erdgeschoß des Neubaus der Unibibliothek am Paradeplatz (heute Friedemann-Bach-Platz) untergebracht war. Die baulichen Gegebenheiten erwiesen sich für seine Arbeit jedoch als sehr ungünstig, so dass er auf seine Drängen hin 1789/91 neue Arbeitsräume im Westflügel der Neuen Residenz am Dom erhielt. Auch das neue Institut befriedigte Meckels Ansprüche nicht, so dass er es vorzog, seine Lehr-, Forschungs- und Sammeltätigkeit in seine Privatwohnung zu verlegen – dem Riesenhaus am Großen Berlin.

Hier befand sich auch die kostbare, von seinem Vater schon in Berlin angelegte Sammlung anatomischer Präparate, die Meckel ständig erweiterte. Ganz Wissenschaftler sezierte er auch zwei seiner eigenen Kinder (drei seiner zehn Kinder verstarben früh). Der damals achtjährige Ludwig Wucherer, dessen Onkel und Taufpate Meckel war, war einmal bei der Sektion eines Kindes dabei.

Die Tätigkeit als Anatom, die zugleich auch den Unterricht in der Physiologie umfasste, bildete jedoch nur eins seiner umfangreichen Arbeitsgebiete. Seit 1788 leitete er die chirurgische Abteilung des Clinicums in Glaucha, war auch außerhalb dieser amtlichen Funktion ein gesuchter Chirurg. Vor allem aber war er eine internationale Kapazität auf dem gebiet der Geburtshilfe, er übersetzte die geburtshilflichen Werke des Franzosen Baudeloque, gründete eine private Entbindungsanstalt und wurde sogar zweimal zur Entbindung an den Zarenhof nach St. Petersburg gerufen. 1795 bot ihm Katharina II. die Leitung der gesamten medizinischen Universitäts-Anstalten in Petersburg an. Die Ablehnung ist ihm wahrscheinlich nicht leicht gefallen, brachte ihm allerdings den preußischen Geheimratstitel ein.

Am 17. März 1803 verstarb Philipp Friedrich Theodor Meckel nur 47jährig nach schwerer Krankheit. Sein Freund und Kollege Reil begleitete ihn die letzten Wochen und sorgte für die Erfüllung seines letzten Willens: dass er nämlich nach seinem Tode seziert werde, seine Gerippe künstlich zusammengesetzt und in einem eigenen Schrank aufbewahrt werde. Tatsächlich fanden sich dabei zwei anatomische Besonderheiten: eine Stirnnaht sowie ein 13. Rippenpaar. Die Überreste des Körpers wurden auf dem Stadtgottesacker beigesetzt.

Sein ältester Sohn, einziges Kind aus seiner ersten Ehe, sollte seine Arbeit fortführen und noch berühmter werden als sein Vater und Großvater.

Quellen:

  • Stadtarchiv, Signaturen FA 1438, 2586
  • Neue Deutsche Biographie, Bd. 16, 1990
  • Rüdiger Schultka, Luminita Göbbel: Philipp Friedrich Theodor Meckel – Lebensdaten und Lebenswerk, in: Anatomie und Anatomische Sammlung im 18. Jahrhundert, hrsg.v. R. Schultka und J.N. Neumann, Berlin 2007

Johann Friedrich Meckel d. J. (1781-1833)

Johann Friedrich Meckel der Jüngere, den Alexander von Humboldt den berühmtesten Anatomen seiner Zeit nannte, wurde am 17. Oktober 1781 in Halle geboren und wuchs im elterlichen Hause, zuerst in der Brüderstraße 201 (heute Nr.5), von 1794 an im “Riesenhaus” am Großen Berlin auf. Er besuchte das Mageburger Domgymnasium und studierte 1798-1802 Medizin in Halle und Göttingen. Am 8. April 1802 wurde er in Halle mit einer Arbeit über Herzmißbildungen promoviert. Die nachfolgende Studienreise nach Würzburg und Wien brach er ab, als ihn die Nachricht vom Tode seines Vaters erreichte. Er war nun Erbe der väterlichen anatomischen Sammlungen.

Von seinen Lehrern, besonders Reil, wohlwollend gefördert, wurde er 1805 zum außerordentlichen Professor berufen. Eine längere Studienreise nach Paris führte ihn zu dem berühmten Anatomen Georges Cuvier, bei dem er sich gründlich in vergleichender Anatomie bildete Er übersetzte Cuviers Werke in Deutsche und führte die vergleichende Anatomie mit großer Energie in Deutschland ein. (Er wurde manchmal auch der „deutsche Cuvier“ genannt.)

Die Nachricht von Halles Besetzung durch napoleonische Truppen 1806 ereilte ihn in Italien. Er kehrte sofort nach Halle zurück. Napoleon übernachtet am 19. und 20. Oktober im repräsentativen „Riesenhaus“, und verfügte hier über die Schließung der Universität. Bis zur Wiedereröffnung der Universität 1808 diente das Meckelsche Wohnhaus als Sitz der französischen Kommandantur. Mit der Wiedereröffnung Wurde Meckel ordentlicher Professor und lehrte Anatomie, Physiologie, Chirurgie und Geburtshilfe. Mehr und mehr zog er sich jedoch aus dem Lehrbetrieb zurück, um sich seinen anatomischen Studien.

1828 lehnte er einen sehr ehrenvollen ruf nach London an die neu zu errichtende Universität ab (seine Sammlung hielt ihn in Halle). Die Entscheidung, in Halle zu bleiben, brachte ihm, wie schon seinem Vater, den Geheimratstitel.

Seine wissenschaftliche Bedeutung stand schon für seine Zeitgenossen außer Zweifel. Durch seine grundlegenden Arbeiten auf dem Gebiet der Embryologie, Teratologie (Wissenschaft von den Mißbildungen) und vergleichenden Anatomie lieferte er reichhaltiges Material für die damals aufkommenden Anschauungen über die Entstehung der Arten. Die wichtigsten Werke, die seinen europäischen Ruf begründeten, waren das „Handbuch der pathologischen Anatomie“, das „Handbuch der menschlichen Anatomie“ und das unvollendet gebliebene „System der vergleichenden Anatomie“.

Mit zunehmendem Alter wurde seine Arbeit durch Krankheiten überschattet, er wurde als cholerisch und intolerant geschildert. Endlose Streitigkeiten mit der Universitätsverwaltung und Kollegen, zu denen Carl Heinrich Dzondi, Carl Friedrich Senff und Peter Krukenberg gehörten, verbitterten seine letzten Lebensjahre.

Johann Friedrich Meckel d. J. starb am 31.Oktober 1833 kinderlos. Er wurde auf dem alten Giebichensteiner Friedhof beigesetzt, wo sein Grab sowie das seiner Frau bis in die 50er Jahre neben dem Grab Reichardts zu sehen war. Nachdem es nahezu vollständig verfallen war, wurde exhumierte ein Ausgrabungsteam die Überreste Meckels. Der Schädelrest ist seitdem zusammen mit dem Skelett des Vaters in der anatomischen Sammlung zu sehen.

Quellen:

  • Stadtarchiv, Signaturen FA 1438, 2586
  • Neue Deutsche Biographie, Bd. 16, 1990
  • Rudolf Beneke,: Johann Friedrich Meckel der Jüngere, Halle 1934

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